Ein Plädoyer für weniger Musik beim laufen.

Warum ich laufen ohne Musik so viel besser finde.

Ob Wanderer, Läufer oder Bergsportler – für viele Menschen gehört in der heutigen Zeit zur Bewegung automatisch Musik. Wer Sport macht, der verbindet damit quasi musikalische Unterhaltung. Ein Training ganz ohne Musik erscheint für viele unvorstellbar. Ich würde gerne diese scheinbare Selbstverständlichkeit in Frage stellen. Obwohl es sich dabei um ein kontroverses Thema handelt, möchte ich den Versuch unternehmen, Euch davon zu überzeugen, weswegen Laufen ohne Musik mit vielfältigen Vorteilen verbunden ist.

Richtig ist, dass Musik eine motivierende Wirkung entfalten kann.

Dabei kommt es aber immer auf die jeweilige Musik an. Es gibt viele Songs, die gerade nicht motivierend wirken, sondern ganz im Gegenteil den Lauf stören. Selbst wenn die Musik im konkreten Fall als Motivation zu verstehen ist, sind damit andere Nachteile verbunden. Problematisch ist freilich, dass Musik gleichfalls von der eigenen Körperwahrnehmung ablenkt, weil sich der Sportler auf die gewählte Musik konzentriert. Das ist insofern problematisch, weil so das Risiko besteht, die eigenen Grenzen nicht wahrzunehmen und die eigenen Kräfte zu überschätzen. Wer sich nicht auf die Musik, sondern auf die Zeichen des eigenen Körpers konzentrieren würde, hätte frühzeitig erkannt, dass er das Training beenden sollte, weil der Körper an seine Grenzen stößt. Diese Wahrnehmung erfolgt häufig zu spät, weil die Musik den Körper länger trägt, als es für ihn gut wäre.

Musik und Rhytmus

Musik ist auch deshalb nicht unbedingt förderlich, weil sie einen eigenen Rhythmus hat. Dabei ist jedes Lied rhythmisch anders aufgebaut, sodass die eigene Bewegung ständig angepasst werden muss. Dies führt unter Umständen dazu, dass kein eigener Rhythmus für den Lauf gefunden wird. Das ist aber wichtig, um den Körper angemessen zu fördern. Jeder Mensch hat einen ganz individuellen und persönlichen Lauf-Rhythmus, dem gefolgt werden sollte. Wenn dieser durch Musik mit einer ganz eigenen Geschwindigkeit überlagert wird, ist der sportliche Effekt deutlich eingeschränkt.

Musik und Natur

Der für mich wichtigste Aspekt: Nicht zu unterschätzen ist auch die mit dem Laufen verbundene Erholung in der Natur. Mit Musik wird die Umgebung nur eingeschränkt wahrgenommen und man konzentriert sich nicht mehr auf die Natur und sich selbst und verpasst gleichzeitig sehr schöne Erlebnisse. Der Körper und der Kopf, der sich während des Laufens von dem stressigen Alltag erholen könnte, wird im wahrsten Sinne des Wortes mit Musik “zugedröhnt” und hat keine Chance sich zu regenerieren. Beim Laufen ohne Musik können Gedanken frei fließen und Stress wird abgebaut. Sport ist einer der wichtigsten Faktoren, um Stress abzubauen.

Langeweile ohne Musik?

Häufig höre ich, dass Laufen ohne Musik zu langweilig sei. Die Musik sei eine notwendige Ablenkung, weil man sonst bereits nach kurzer Zeit die Lust am Laufen verliert. In der Tat beeinflusst Musik die Konzentration, sodass die Bewegung als weniger anstrengend beschrieben wird. Die Natur selbst bietet eine ausreichende Unterhaltung, die dafür sorgt, dass keine Langeweile aufkommt. Wenn Ihr Euch während des Laufens auf die Natur konzentriert, bietet das eine mindestens gleichwertige Ablenkung wie Musik.

Gerade Laufanfängern würde ich immer raten, erstmal ohne Musik zu laufen, um ein gutes Körpergefühl zu entwickeln.

Probiert es mal aus. Lauft ohne Musik. Eure Seele wird Euch mit einem guten Gefühl belohnen.

Wie handhabt ihr das Thema Musik? Lieber mit oder ohne?

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6 Comments

  1. Ich laufe und sportle fast immer mit Kopfhörern :-)
    Zum Laufen höre ich meistens aber Podcasts mit gesprochenem Wort oder, wenn meine Playlist leer ist, auch Hörbücher. Das lenkt nicht sehr vom Laufrhythmus ab, erfordert nicht sonderlich viel Konzentration und Aufmerksamkeit, aber der Kopf ist ein wenig beschäftigt. Mache ich vor allem auf den langen Läufen.
    Im Fitnessstudio höre ich meist Musik. Da komme ich sowieso nicht drum herum, ich mag aber die Musik aus den Lautsprechern nicht wirklich.
    Manchmal lasse ich die Kopfhörer aber weg und konzentrieren mich ganz auf das Laufen. Besonders bei intensiveren Einheiten.

    1. Hi Robert,

      also Laufband nehm ich gerne davon aus. Da muss man alles Machbare unternehmen um die Langeweile zu unterdrücken. :-)

  2. Ich war auch viele Jahre immer mit Musik unterwegs und konnte gefühlt nicht ohne.
    Dann, 2015, habe ich sie von heute auf morgen weggelassen und mir fehlt Nichts! Auch 20 Stunden in den Bergen, in der Dunkelheit, lassen sich ohne Musik wunderbar bewältigen…und man spart sich den zusätzlichen Kabelsalat. ;-)

  3. Ein Plädoyer für die Musik :-)
    Ich kann Deine Gedanken nachvollziehen! Gerade für Einsteiger kann die Abschirmung eine erhöhte Verletzungsgefahr bedeuten, auch nimmt man ohne Abschirmung die Natur ganzheitlicher wahr …. Musik ist jedoch Kultur und noch viel mehr.. es mag daran liegen dass ich selbst Musiker bin… aber ein Traillauf untermalt mit einer musikalischen Kulisse kann in mir Emotionen rühren, welche ich ohne Musik nicht wahrnehme. Bei tauben oder blinden Menschen weiß man dass sich bei Fehlen oder Minderausprägung eines Sinnes, andere Fähigkeiten wie beispielsweise die taktile Wahrnehmung stärken kann. Gerade für Trailrunner kann das Laufen mit Musik ein “taktiles” Training sein…. natürlich ist das nicht für Einsteiger empfohlen. Musik über Lautsprecher sollte bei Veranstaltungen in der Natur jedoch zurückhaltender eingesetzt werden, denn da kommt der Egoismus der Menschen ohne Rücksicht auf Naturbewohner durch…..gegen Stöpsel spricht da aber nichts… das Anpassen und Wechseln der Schrittfrequenz an den Beat kann den Laufstil schulen… natürlich auch nicht für Einsteiger… da gilt eben wieder ein langsames rantasten und erstmal ohne Musik. Abwechslung erfreut, daher mal mit und mal ohne :-)

  4. Ach, es kommt immer darauf an. Wenn man in einer neuen und unbekannten Umgebung läuft, dann fällt es mir leichter ohne Musik zu laufen. Wenn ich Zuhause meine Runden drehen dann lenkt es mich ein wenig von der “Eintönigkeit” ab.

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